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Wie (re)agiert man im Innovationsmanagement auf das Ende einer Technologie?

Was, wenn der Erfolg Ihres Unternehmens auf einer Technologie aufbaut, die verboten wird? Mit dem angekündigten Aus für den „Verbrennermotor“ eine Frage, die in der Automobilindustrie konkreter geworden ist. Wir geben drei Tipps für die Vorausschau im Innovations- und Technologiemanagement.

Ein klar abgestecktes Suchfeld und eine aktuelle Roadmap tragen dazu bei, dass Innovationsprojekte erfolgreich sind.
Wie (re)agiert man im Innovationsmanagement auf das Ende einer Technologie?
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Mit 2035 soll der Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren ein Ende haben, wenn es nach der EU-Kommission geht. Mit dieser politischen Entwicklung zeichnet sich für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer eine Wende ab, die für die Branche nicht unerwartet kommt. Für das eigene Innovationsmanagement lässt sich aus dieser Situation einiges ableiten.

Neue Antriebstechnologien in der Automobilindustrie

Das Ende des Verbrennungsmotors in der EU ist für OEM und Zulieferer eine Entwicklung mit strategisch weitreichenden Folgen. Es beeinflusst die Wertschöpfungsketten und technologische Ausrichtung. Für Innovations- und R&D-Abteilungen wird damit das Aus einer Technologie greifbar.


Ökologisch, technologisch und wirtschaftlich scheint Elektromobilität die naheliegendste Alternative zum Verbrennungsmotor zu sein. Damit lassen sich Diesel- und Benzinmotoren schnellstmöglich ersetzten. Die Betonung liegt jedoch auf schnellstmöglich. Denn wer sich mit Trendthemen wie beispielsweise der Mobilität der Zukunft und Antriebstechnologien der Zukunft befasst, weiß, dass es noch andere Optionen gibt. Womöglich nicht so ausgereift, aber durchaus mit Potenzial.

Nichtsdestotrotz, die EU-Kommission gab mit dem Aus von Verbrennern der Innovation der Elektromobilität einen Startplatz auf der Poleposition. Doch was bedeuten solche Entwicklungen nun eigentlich für Innovationsmanager:innen und R&D-Verantwortliche?

Roadmapping – zukünftige Taktgeber im Blick

Dass die Mobilitätswende mit dem Ende von Verbrennungsmotoren einhergehen wird, wird in der Automobilindustrie kaum jemanden überraschen. Die Elektromobilität und die Elektrifizierung der Fahrzeuge beeinflussen nicht nur Bau, Funktion und Betrieb der Fahrzeuge. Sie verändert auch Verhaltensmuster und Erwartungshaltungen der Konsument:innen nachhaltig. Im Grunde betrifft es nicht nur OEM und Zulieferbetriebe, wie beispielsweise auch Christoph Krammer von Magna in Graz ein mögliches Szenario zusammenfasst:

„Kleine Batterien und kurze Reichweiten für den Stadtverkehr, Mischantrieb für Langstreckenpendler und Wasserstoff im Lastkraftverkehr, daraus ergeben sich zahlreiche Ansätze für Innovationen in der Automobilindustrie. Mobilität an sich wird sich auf jeden Fall verändern und mit ihr auch die Mobilitätskonzepte. Was heute funktioniert und Sinn macht, wird wahrscheinlich in absehbarer Zeit nicht mehr vertretbar sein und darauf muss man sich bereits heute einstellen.“

3 Tipps für erfolgreiches Innovation Roadmapping

  1. Bleiben Sie technologieoffen, trotz Sirenengesang
    Eine Transformation der Automobilindustrie wird vorerst in eine bestimmte Richtung gelenkt, die sich jedoch schon seit längerem abzeichnet. Eine Studie von Deloitte und dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zeigt, dass sich die Automobilzulieferindustrie sich schon längst in der Transformation befindet.

    Mit dem Aus für den Verbrennungsmotor entsteht ein gewisser Sog, der von einer Technologie (oder auch von einer Innovation) ausgehen kann. In solchen Situationen ist es wichtig, die Weitsicht zu bewahren und wahrzunehmen, was sich abseits eines Hypes tut. Denn je konzentrierte womöglich ganze Branchen in einer Richtung jagen, desto weiter stehen Tür und Tor für disruptive Innovationen und Player aus komplett anderen Bereichen offen. Was davor bewahrt:
    Eine Innovationsstrategie, die sich mit der Unternehmensstrategie anpasst,
    ein Innovation Roadmap, die laufend aktuell gehalten wird und,
    fundierte Technologie Upgrades, für strategisch relevante Felder.

  2. Unterschätzen Sie keinen Einflussfaktor
    Im Innovationsmanagement unterscheidet man unter anderem nach dem Impuls, der ein Innovationsvorhaben in Gang setzt. Eine neu entwickelte Technologie kann beispielsweise einen Technology-Push auslösen, vermehrte Nachfrage der Kunden einen Market-Pull.

    Mit dem gefassten Vorhaben der EU-Kommission PKW mit Diesel- und Benzinmotoren ab 2035 in Neuwagen nicht mehr verkaufen zu lassen, wird von vielen Seiten kritisiert, dass die Technologieoffenheit fehlt. Zugleich löst sich damit ein Market-Pull aus, auf den sich OEM und speziell auch deren Zulieferindustrie nun schneller einstellen müssen.

    Damit Sie keinen Einflussfaktor auf die Entwicklung Ihrer Märkte versäumen, sollten Sie Instrumente nutzen, um wahrzunehmen, was um Sie herum passiert. Um auf das Beispiel der Automobilindustrie zurückzukommen: Fahrzeughersteller – abseits von PKW – arbeiten beispielsweise ebenfalls an Lösungen mit Elektroantrieben: Rosenbauer mit dem Concept Fire Truck, oder auch die Übernahme des Batterieherstellers Kreisel Electric durch den Traktorhersteller John Deer könnte zu spannenden Innovation in der Landwirtschaft führen.

  3. Sorgen Sie für den nötigen Fokus in Innovationsprojekten
    Gerade ein klar abgestecktes Suchfeld und eine aktuelle Roadmap tragen dazu bei, dass Innovationsprojekte erfolgreich sind. Sie schränken das Handlungsspielfeld im positiven Sinne ein, indem sie beispielsweise politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends berücksichtigen und auch den Einfluss von Technologietrends einkalkulieren.

    Im Fall des Verbrenner-Aus ist es für OEM und Zulieferer eine Entwicklung, die absehbar war. Unklar war womöglich, ob disruptive Innovationen, bahnbrechende neue Technologien oder ein anderer Impuls die Veränderung auslöst. Innovationsmanager:innen, die in ihrer Arbeit diese Einflussfaktoren berücksichtigt haben, konnten die Akteure im Unternehmen darauf sensibilisieren, um nach Verfahrensinnovationen, neuen Märkten oder Technologien Ausschau zu halten.

    So können in strategischen Langzeitvorhaben Innovations- und R&D-Teams an den richtigen Lösungen arbeiten und bei Veränderungen schnell reagieren. Damit stellt strategisches Innovationsmanagement sicher, dass Unternehmen relevant bleiben, dem steigenden Wettbewerbsdruck standhalten und in sich veränderten Situationen mit Innovationen Resilienz beweisen.

Fazit: Wenn politische Entscheidungen Innovationen beschleunigen

Das De-facto-Verkaufsverbot für neue Verbrenner wird noch einige Zeit Diskussionen anfeuern. Doch abseits davon gibt es auch aus anderen Branchen Signale, die darauf hindeuten, dass Elektromobilität eine relevante Antriebstechnologie der Zukunft sein könnte (ich bleibe in der Möglichkeitsform, denn disruptive Innovationen will ich nicht ausschließen).

Ob die Elektromobilität damit tatsächlich gesetzt ist oder die Zukunft in einer anderen Technologie liegt, bleibt offen. Das Ablaufdatum für den Verbrenner ist jedoch konkreter geworden.

Für mich ist ein Case wie dieser eine wertvolle Inspiration für das eigene strategische Innovationsmanagement, unabhängig von der Branche. Der Ausgang liegt noch in der Zukunft, aber die Maßnahmen der Branchen sollte aufmerksam verfolgt werden.

Daniel Zapfl

Durch seine umfangreiche Erfahrung im ganzheitlichen Innovationsmanagement bringt Daniel wertvolle Einblicke und Best Practices aus verschiedenen Branchen in Ihr Innovationsvorhaben ein. Disruptiv und mutig fordert er bekannte Denkmuster heraus. Als TRIZ-zertifizierter Sparringspartner begleitet Daniel Sie verlässlich und strukturiert bei der kreativen Lösungsfindung. Kritischer als der kritischste Kunde, hat er stets das „Big Picture“ vor Augen.
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