Mit Ausbruch der COVID-19-Pandemie und dem nachfolgenden Ukrainekrieg ist es noch augenscheinlicher: Wandel vollzieht sich in Krisenzeiten noch stärker. Doch wie reagieren Unternehmen auf die ausgelösten Umbrüche und wie lässt sich das Geschäft von morgen sichern?
In Krisen – auch wenn sie so martialisch, unverständlich und sinnlos sind wie der Ukrainekrieg – steckt der Auslöser für Veränderung. Die Erfahrungen der letzten Monate und Jahre in Projekten für Kund:innen veranschaulichen es: Während Lead Innovation im ersten Krisenjahr 2020 deutlich weniger Anfragen von Kund:innen im Bereich Innovationsstrategie zu verzeichnen hatte, lag der Fokus seit 2021 eindeutig auf dem Aufbau neuer Geschäftsmodelle und das mit höherer Innovationsgeschwindigkeit.
Zu Beginn der Corona-Krise lagen bei sämtlichen Projekten Produkt- oder Service-Innovationen im Fokus unserer Innovationspartner:innen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Pandemie veränderte in vielerlei Hinsicht wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die Bedürfnisse der Kund:innen. Unternehmen benötigten schnelle und effektive Lösungen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Zahlreiche Innovationen wurden umgesetzt – in einem Tempo, das zuvor kaum denkbar war.
Mit 2021 kehrte sich dieser Trend plötzlich um und hält weiterhin an. Strategische Themen wie New Business oder der Aufbau eines nachhaltigen Innovationsmanagements stehen seither im Fokus unserer Innovationspartner:innen. Die Generierung neuer Geschäftsmöglichkeiten dient auch als Lösungsansatz für mehr Resilienz, die gerade in volatilen Zeiten gefragt ist.
Während also Unternehmen im ersten Krisenjahr der Pandemie mit rasch umsetzbaren Innovationen „auf Sicht gefahren“ sind, geht es jetzt darum, strategische Innovationsprozesse zu verbessern, um die Innovationskraft und Resilienz langfristig zu stärken. Die Geschwindigkeit mit der Innovationsvorhaben realisiert werden sollen, ist zudem gestiegen.
Geschäftsfüherer:innen stellen sich zu Recht die Frage, wie man Innovationen in Krisenzeiten hervorbringt. Zwei Erfolgsfaktoren, die Unternehmen in diesen volatilen Zeiten helfen:
Die Pandemie hat in vielen Bereichen zu neuen Bedürfnissen der Kund:innen geführt. Unternehmen, die dies schnell erkannt und ihre Geschäftsmodelle und Kerngeschäftsprozesse entsprechend adaptierten, sind gut durch die Krise gekommen.
Ein Beispiel dafür ist der Küchenhandel: Wer eine Küche kaufen möchte, musste diese in Prä-Corona-Zeiten im Möbelhaus planen lassen. Nun waren aber im Zuge der Lockdowns alle Möbelhäuser geschlossen. Die Küchenplanung musste sich ändern. IKEA, wo es bereits seit Jahren möglich ist, Küchen online zu planen, ging als Gewinner hervor. Kund:innen bescherten dem schwedischen Möbelhaus ein schönes Umsatzplus.
Natürlich lässt sich nicht von heute auf morgen eine Online-Planung im Stil von IKEA aufbauen. Eine rasche Anpassung des Verkaufsprozesse wäre aber denkbar einfach in Form von Online-Planungsmeetings umsetzbar gewesen. Diese Variante bietet sogar Vorteile.
Mit dem Ukrainekrieg haben sich die „Spielregeln“ noch einmal verschärft. Zur anhaltenden Pandemie kommt hinzu, dass die Wirtschaft nicht wächst, Unterbeschäftigung vorherrscht und eine Inflation herrscht. Beispielsweise die energieintensive Stahlindustrie, oder auch die Zement- und Chemieindustrie spürt die Konsequenzen bei den Gasimporten. Meiner Einschätzung nach besteht für einige Player die Lösung in der flexiblen Anpassung von Geschäftsmodellen.
Nicht nur mangelnde Flexibilität, auch das „Aussitzen“ von Problemen und langsame Entscheidungsprozesse bringen erhebliche Wettbewerbsnachteile mit sich. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Amazon Gründer Jeff Bezos erkannte dies bereits 1997:
In einem Brief an seine Aktionäre skizzierte Bezos seine „Every Day is Day One” Philosophie, wonach ein Unternehmen stets die Vitalität ihres Gründungstages erhalten sollte. Tag 2 bedeutet für Bezos Stillstand. Um im Modus eines Start-ups zu bleiben, empfiehlt Bezos die Einhaltung verschiedener Handlungsprinzipien:
• Konzentration auf Kund:innen
• Entscheidungen schnell treffen
• Fehlentwicklungen schnell erkennen und sofort beheben
• Neue Trends adaptieren, statt sie zu bekämpfen
• Konzentration auf Ergebnisse anstatt auf Prozesse
• Akzeptieren von Unsicherheit
Die Tag-1-Philosophie hat Amazon zu einem der größten Unternehmen der Welt werden lassen.
Wie diese auch in Krisenzeiten erfolgreich eingesetzt werden kann, zeigte Tesla:
Autohändler:innen konnten während der Lockdowns vielfach ihre Fahrzeuge nicht ausliefern, da sich viele Verkaufsmitarbeiter:innen im Home-Office befanden. Die Autos wurden auf Halde gehalten und Käufer:innen vertröstet. Tesla hingegen ging einen anderen Weg und stellte bereits im April 2020 komplett auf kontaktlose Auslieferung.
Tesla ist der einzige Autokonzern, der sofort reagiert und schnell eine Entscheidung zur Lösung des Problems getroffen hat. Ganz im Gegensatz zu allen anderen Hersteller:innen, die auf ein rasches Ende der Pandemie gesetzt hatten. Schnelligkeit schafft Wettbewerbsvorteile, nicht umsonst ist Tesla die einzige Marke, die trotz COVID-19 wächst.
LEAD Horizon ist ein schmerzloser COVID-19 Test, der von Lead Innovation gemeinsam mit Netzwerk-Partner:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt wurde und großflächig bei Alles gurgelt! zum Einsatz kommt. Der Anstoß für dieses Projekt kam mit dem ersten Lockdown in Österreich. Viele unserer Kund:innen pausierten auf Wochen hinaus geplante Termine, Projekte wurden auf Eis gelegt und unser Team hatte plötzlich freie Ressourcen, die genutzt werden wollten. Aus dieser Not heraus entschlossen wir uns dazu, ein eigenes Innovationsprojekt auf Schiene zu bringen, das einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten sollte.
Die Idee für den Corona-Test entstand aus eigenen Erfahrungen, die uns bei der Identifizierung eines „Pain Points“ halfen, um einen Beitrag zu einer effizienteren Test-Infrastruktur in Österreich zu leisten – mit dem Ziel, Menschen mehr Flexibilität und schnellere Testergebnisse zu ermöglichen.
Steigende geopolitische Risiken wirken sich auf die Innovationstätigkeit von Unternehmen aus. Investitionsintensive Projekte und Zukunftsinvestitionen werden oft zugunsten von kurzfristigen Projekten zurückgestuft oder vorübergehend pausiert. Solche Maßnahmen sind nachvollziehbar, senken jedoch das Innovationsniveau und sollten gut durchdacht sein. Womöglich bieten sich durch die oben vorgestellten Erfolgsfaktoren für Innovationen in Krisenzeiten Auswege.
Viele Manager:innen befinden sich seit der Pandemie in ständigem Alarm-Moduls. Mit der Ukrainekrise, die speziell energieintensive Industrien schwer trifft, hat sich diese Situation verschärft. Strategische Fragestellungen treten somit allzu oft in den Hintergrund. Die Umwälzungen, die sich zu einem Großteil durch die Krisen ergeben, machen jedoch nicht halt, sie werden an Geschwindigkeit zunehmen und zwingen – spätestens dann – zum Reagieren.
Wer erfolgreich durch diese Krise kommen möchte, braucht Mut zu Veränderung und die Bereitschaft zur Innovation. Das Hinterfragen von Geschäftsmodellen und Kerngeschäftsprozessen gehört ebenso dazu wie Flexibilität, Schnelligkeit und das Aufbrechen alter Strukturen.
In einer Krise gibt es eben kein Pause-Knopf für Innovation.