Veränderungen verunsichern – besonders dann, wenn sie weitreichend sind und sehr plötzlich passieren. Genau vor dieser Situation stand die USA, als in den 1990er-Jahren der Kalte Krieg endete und das sozialistische System zusammenbrach, kam der eine Feind abhanden. Statt einer klaren Front zwischen Ost und West gab es plötzlich viele neue Bedrohungen und Krisen, die den bis dahin bekannten Regeln nicht folgten. Das US-Militär musste sich auf diese neue Bedingungen einstellen und gab ihnen zunächst einmal einen Namen: VUCA. VUCA ist ein Akronym und steht für volatility, uncertainty, complexity und ambiguity.
Spätestens seit der Digitalisierung haben sich aber nicht nur die Rahmenbedingungen für die US-Armee geändert. In der modernen Welt bewegen wir alle uns mehr oder weniger plötzlich in einem Umfeld, in dem man sich auf nichts verlassen kann und das uns ständig mit völlig Neuem konfrontiert. Mit VUCA müssen wir uns also alle auseinandersetzen:
Für Unternehmen stellt die VUCA-Welt eine Zwickmühle dar: Das Geschäftsmodell, mit dem sie bisher gute Erträge erwirtschaftet haben, könnte bereits morgen nicht mehr funktionieren. Die Betriebe sind also gezwungen, öfter Neues zu erfinden. Innovationen sind aber per se mit Unsicherheit verbunden. Die nimmt im VUCA-Setting um ein Vielfaches zu. Ob aus Inventionen auch Innovationen werden, lässt sich heute schwer beeinflussen. Erfahrungen aus der Vergangenheit werden als Blaupause für die Zukunft immer wertloser. Zusammengefasst: Unternehmen sind gezwungen, Entscheidungen zu treffen, etwas Neues zu wagen, wissen aber gleichzeitig, dass das Risiko, einen Flop zu entwickeln, steigt.
Das Problem, vor dem viele Unternehmen stehen, ist: Sie sind so organisiert, dass sie bekannte Prozesse optimal erfüllen und Fehler möglichst vermeiden. Das Neue und die Veränderung sind aber nicht Teil des Geschäftsalltages und stellen deshalb einen Störfaktor dar. Mit dieser Organisationsform lassen sich die Herausforderungen der VUCA-Welt aber nicht meistern. Es gilt vielmehr, Prozesse zu finden, die Betriebe permanent mit VUCA konfrontieren und die Fehler nicht als Störfaktor sehen, sondern als Möglichkeit daraus zu lernen.
Mit strategischem Innovationsmanagement kann dies gelingen. Damit lassen sich Prozesse implementieren, die die Beschäftigung mit Neuem sowie das ständige Hinterfragen von scheinbar Gegebenem in den Businessalltag integrieren. Eine Roadmap ist dabei ein nützliches Werkzeug, um eine Innovationsstrategie zu erarbeiten, die den Anforderungen der VUCA-Welt gerecht wird. Grob gesagt ist eine Innovation-Roadmap eine Straßenkarte für Ihren Innovationserfolg. Sie besteht einerseits aus dem Innovationsstammbaum, der Ihre Innovationsvergangenheit illustriert und andererseits Ihrem mit einem Zeitstrahl verknüpften individuellen Trenduniversum. Eine Roadmap ist also das Ergebnis einer strukturierten Analyse und Bewertung von Vergangenheit und Zukunft. In der VUCA-Welt ist es wichtig, dieses Werkzeug immer wieder einzusetzen. Mit diesem dynamischen Roadmapping hinterfragen Sie sowohl Ihre Innovationsvergangenheit als auch Ihre Zukunft laufend.
Um es beispielhaft auszudrücken: Wenn Sie einen Urlaub in den Bergen gebucht haben, dann werden Sie schon ein, zwei Wochen vor Ihrer Anreise Wettervorhersagen für dieses Gebiet studieren. Ihr Urlaubsprogramm werden Sie dann dementsprechend planen. Auf diese Prognose allein werden Sie sich aber nicht verlassen. Je näher Ihre Abreise rückt, desto häufiger studieren Sie weitere Wettervorhersagen und stimmen Ihr geplantes Programm darauf ab. Selbst am Urlaubsort selbst erkundigen Sie sich sicher vor einer Tour auf den Berg, mit welchem Wetter zu rechnen ist. Denn schließlich wollen Sie das Risiko, in ein Unwetter zu kommen, minimieren. Dynamisches Roadmapping funktioniert ähnlich. Statt mit dem Wetter beschäftigen Sie sich dort eben mit Trends.
Diese ständige Hinterfragen ist auch ein wichtiges Element von agilem Innovationsmanagement. Damit reduzieren Sie die Gefahr, etwas Neues zu erfinden, das auf einem Bedarf beruht, den es gar nicht mehr gibt. Um ein oft zitiertes Beispiel aus der Praxis zu strapazieren: Kodak hat auch dann noch neue Filme entwickelt, als bereits die überwiegende Mehrheit der Konsument:innen nur noch digital fotografieren wollte. Agiles Innovationsmanagement hätte dies verhindert, denn es basiert auf Kreisläufen: Ein Team leitet aus Kund:innenbedürfnissen ein Konzept ab, und entwickelt daraus einen Prototypen. Damit testen die Entwickler:innen dann ab, ob die Bedürfnisse der Nutzer:innen damit auch tatsächlich befriedigt werden. Die Erkenntnisse dieses Praxistests dienen dann als Grundlage, um notfalls das Konzept zu überdenken, es bloß anzupassen oder auch den Prototypen zu adaptieren. Dieser Kreislauf hat erst ein Ende, wenn sich am Konzept nichts mehr verbessern lässt. Dieses agile Vorgehen eignet sich vor allem für Innovationsprojekte, die länger dauern. Denn die wiederholten Tests stellen sicher, dass das Entwicklerteam auch während des Innovationsprozesses auftretende Veränderungen berücksichtigen kann. Außerdem erlauben agile Arbeitsmethoden auch, Teile eines Projektes parallel abzuwickeln und damit Zeit zu sparen.
Panta Rhei – alles fließt. Das wussten schon die Philosoph:innen aus dem alten Griechenland. Doch die Geschwindigkeit der Veränderung ist heute so hoch wie nie zuvor – sieht man von globalen Krisen wie Weltkriegen oder Umweltkatastrophen einmal ab. Der Wandel verlangt von allen, sich zu verändern. In der VUCA-Welt ist allerdings nicht ganz klar, in welche Richtung dies geschehen soll. Dieses Umfeld macht es Unternehmen immer schwerer, Innovationen zu entwickeln. Sie sind aber gleichzeitig dazu gezwungen, um auch in naher Zukunft noch Erlöse zu erwirtschaften. Denn auf etablierte Geschäftsmodelle ist immer weniger Verlass. Die strukturierte Beschäftigung mit der eigenen Innovationsvergangenheit und -zukunft war schon immer wichtig. Nun spielt das ständige Hinterfragen der eigenen Innovationsroadmap eine immer wichtigere Rolle. Mit agilen Innovationsmethoden können Unternehmen das Risiko minimieren, am Markt vorbei zu entwickeln. Und Sie können Ihre Innovationsprojekte auch schneller abwickeln. Beides sind Vorteile, die in der VUCA-Welt den entscheidenden Vorsprung gegenüber dem Mitbewerb bedeuten können.
Um diese Geschwindigkeit aufzubauen, kann es unter anderem sinnvoll sein, Innovationsprojekte auszulagern. Damit lassen sich Risiken minimieren und zugleich Kompetenzen nutzen, die womöglich im Unternehmen nicht vorhanden sind, aber für dieses Projekt unverzichtbar. Mit dem Innovation Studio können Sie beispielsweise Innovation in einem volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Umfeld schaffen.