Um neue Erlösquellen zu erschließen, hat ein Unternehmen viele Möglichkeiten. So kann es etwa durch eine Geschäftsmodellinnovation neue Umsätze generieren. Dabei wird dem schon bisher beackerten Markt ein neues Produkt oder Service in einer neuen Form angeboten. Die Carsharing-Töchter bekannter Autohersteller sind dafür ein Beispiel. Dass sich diese Form der Umsatzsteigerung auch für kleinere Betriebe eignet, zeigt etwa ein Schweizer Milchbauer. Anstatt die Milch zu verkaufen, vermietet er seine Kühe, betreut sie auf seinem Hof weiter wie eh und je und bietet dem Mieter das Endprodukt Käse zu einem Vorzugspreis an.
Bei einer Marktinnovation versucht ein Unternehmen die eigenen Technologien auf neue Anwendungsfelder in neue Märkte zu transferieren. So lässt Uber beispielsweise nicht nur Personen befördern, sondern in vielen Städten auch Essen zustellen.
Innovationsart mit dem höchsten Neuheitsgrad
Während bei diesen beiden Innovationsarten sowie auch der klassischen Produkt- und auch der Prozessinnovation zumindest ein Bereich unverändert bleibt und damit quasi eine "sichere Bank" bildet, ist beim New Business Development alles neu: Das Produkt oder Service, die dahinter liegenden Prozesse, das Geschäftsmodell und der Markt sowie die Kund:innen. In manchen Fällen bleibt nicht einmal die Marke bestehen. Wenn etwa die Werte der Brand einfach nicht zu dem neuen Markt passen.
Methode eignet sich für Unternehmen mit "Spielkapital"
Dieser Weg, neuen Umsatz zu generieren, steht freilich nicht allen Unternehmen offen. Betriebe, die relativ rasch neue Einkünfte brauchen, ist diese Methode nicht anzuraten. New Business Development ist vielmehr für jene Unternehmen ideal, die aus einer Position der Stärke neue Geschäftsmodelle entwickeln wollen, dafür Geld und Ressourcen in die Hand nehmen können und wollen und sich des relativ hohen Risikos des Scheiterns bewusst sind.
5 Wege, um Probleme und deren lukrative Lösungen zu finden
Der erste Schritt beim New Business Development ist immer das Entdecken eines Problems, das eine so große Zielgruppe beschäftigt, dass sich eben dafür eine Lösung auch wirtschaftlich rechnet. Um diesen ersten Schritt zu gehen, gibt es viele Möglichkeiten:
- Ein:e visionäre:r Gründer:in, der das lukrative operative Geschäft anderen überlässt und sich ausschließlich um das Strategische kümmert. Der bzw. die Gründer:in des österreichischen Innovationspartners, Lösungsanbieters und Technologiedienstleister Beko, Professor Peter Kotauczek, ist beispielsweise eine solche Persönlichkeit. In seiner 52-jährigen Geschichte war das Unternehmen meist unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung in unzähligen Bereichen aktiv: Beko war sowohl Anbieter von Leihingenieur:innen als auch eines der ersten Softwarehäuser Österreichs und ging als Gründer der ersten Jet-Bedarfsfluggesellschaft des Landes in die Wirtschaftsgeschichte ein. Beko konstruierte Großformatdrucker ebenso wie Rennmotorradmotoren, die konkurrenzfähig genug waren, um bei der Weltmeisterschaft mitzufahren. Seit einigen Jahren versucht das B2B-Unternehmen nun mit sogenannten Spazierschwebern auf dem Konsumentenmarkt zu punkten. "Die BEKO ist für mich ein ultimatives Kunstwerk“ meint Kotauczek in einem Interview und deutet damit an, dass seine Entscheidungen in neue Märkte vorzudringen nie durch pekuniäre Interessen getrieben waren.
- Um Probleme und deren lukrative Lösungsmöglichkeiten zu finden, betätigen sich einige etablierte und große Unternehmen als Business-Angels oder Inkubatoren. So betreibt die Deutsche Telekom schon seit dem Jahr 2012 mit hub:raum einen eigenen Inkubator, der junge Gründer:innen in vielerlei Hinsicht unterstützt. Die Einrichtung ist Teil der Zukunftsinitiative der Deutschen Telekom, die verstärkt auf Kooperationen setzt. In einer extrem ausgeprägten Form kann man sich als Unternehmer auch nur noch auf die Finanzierung und die Betreuung von Startups konzentrieren, um diese auf einen für beide Seiten lukrativen Exit vorzubereiten. So wie das etwa Johann Hansmann mit seiner hansmengroup sehr erfolgreich tut. Die besteht aus einer Gruppe von Startups, die gemeinsame Werte und ähnliche Ziele teilt, aber in völlig verschiedenen Industrien tätig ist.
- Mit Corporate Venturing lassen sich freilich auch neue Geschäftsfelder erschließen. Hier stellen große Corporates jungen Unternehmen Risikokapital zur Verfügung. Die Hoffnung des Geldgebers ist die, dass zumindest eines der Startups einen so großen Erfolg hat, dass es die Verluste der anderen Beteiligungen nicht nur ausgleicht, sondern beim Verkauf der Erfolgsbeteiligung auch ein fetter Gewinn dabei herausschaut. Dies ist etwa Axel Springer Ventures mit der 51 Prozent Beteiligung am österreichischen Startup Runtastic gelungen. Diese wurde um 22 Millionen erworben und zwei Jahre später um 111 Millionen an adidas verkauft.
- New Business Development lässt sich auch ohne großen Mitteleinsatz durch bloße Kooperationen mit Initiativen wie "Industry meets Makers" zumindest anstoßen. Hier gibt ein Industriepartner einen groben Rahmen vor und die unabhängige Makerszene oder auch andere Unternehmen finden dazu Use-Cases, Geschäftsmodelle, Services und fertige Produkte. Bei Hackathons bekommen teilnehmende Unternehmen oder Organisationen überhaupt schon Minimum Viable Products (MVPs) geliefert. Selbst dann, wenn die Vorgaben dafür äußerst vage sind wie "verbessere das Leben der Bürger:innen der Stadt B."
- Will ein Unternehmen beim New Business Development nicht öffentlich auftreten, dann kann es auch intern ein Team bilden, das völlig vom Alltagsgeschäft entbunden die Freiheiten eines Versuchslabors genießt. Bei dieser Form besteht jedoch die Gefahr, dass diese Teams zu wenig kundenzentriert, oft sogar betriebsblind agieren. So gab es etwa in der Eastman Kodak Company sicherlich genug Mitarbeiter:innen, die die Märkte beobachteten und auf Basis dieser Erkenntnisse Innovationen entwickelten. Dennoch unterschätzte das Unternehmen das Potenzial der digitalen Fotografie und ging pleite. Bei diesem Modell ist es ratsam mit einem externen Innovationsdienstleister wie Lead Innovation zusammenzuarbeiten. Durch die jahrzehntelange Erfahrung mit der Lead User Methode hat das Unternehmen ein großes Netzwerk an fortschrittlichen Anwender:innen und Unternehmen aufgebaut. Dieses Netzwerk garantiert eine externe Perspektive, bietet auch Informationen über bestehende Probleme, die noch einer lukrativen Lösungsmöglichkeit harren und eröffnet auch Partnering-Möglichkeiten.
Fazit: Definition New Business Development
Um mit neuen Produkten und Prozessen neue Geschäftsmodelle auf neuen Märkten einzuführen und damit neuen Umsatz zu generieren, sind viele Wege gangbar. Ganz große Unternehmen wie etwa Google bzw. deren Muttergesellschaft Alphabet bedienen hier viele Hebel (Startup with Google, Entrepreneur with Google, Google Ventures um nur einige zu nennen), die es aus den Einkünften aus dem Werbegeschäft auch locker finanzieren kann. New Business Development ist aber keine Methode, die nur größeren Unternehmen vorbehalten bleibt. Bemühen wir doch noch einmal das Beispiel von dem Milchbauern, der seine Kühe vermietet. Wenn dieser seinen Mietern auch gleichzeitig einen "Urlaub am Bauernhof" anbietet, bei dem sie einige Tage mit ihrer Mietkuh verbringen, sie selbst melken und dann auch ihre frische Milch trinken können, ist das nichts anderes als New Business Development.