Bereits vor dem Workshop, um an Innovationen zu arbeiten, sollte festgelegt werden, was das Ziel des Innovationsworkshops ist und was die Rahmenbedingungen dafür sind. Die einzelnen Teilbereiche dieses Rahmens bezeichnet man als Suchfeld:
Das Ziel des Workshops bzw. Suchfeld muss schon am Beginn des Innovationsworkshops allen Teammitgliedern klar sein. Es bringt einem Unternehmen nichts, im Workshop spannende Ideen und Konzepte für Innovationen zu kreieren, die letztlich nicht zum Unternehmen passen oder gar nicht wirklich gesucht sind.
Der Innovationsworkshop selbst beginnt mit der Präsentation der aktuellen Situation des Themas. Wenn ein Service innoviert werden soll, dann präsentiert man zum Beispiel die aktuelle Customer Journey oder die aktuelle Experience Map. Wenn es um ein Produkt oder eine Technologie geht, dann stellt man den aktuellen Status quo der jeweiligen Technologie vor.
In einer ersten Kreativitätssession lassen wir dann in mehreren Kleingruppen über die aktuelle Situation meckern (= Nagging). Ziel ist es, dass sich das Team einmal so richtig über das Thema auslässt und alle negativen Aspekte der aktuellen Situation gesammelt werden.
Im Anschluss daran überlegen sich die einzelnen Gruppen, wie die perfekte Lösung für alle diese Probleme aussehen könnte (= Perfect Solution). Wir wandeln also das Nagging in die Perfect Solution um. Erlaubt sind allerdings nur Lösungen, die sich im zuvor festgelegten Suchfeld befinden. Innerhalb dieses Rahmens ist alles erlaubt – egal, ob es technisch schwierig ist oder nicht. Hier gibt es keine Grenzen, der Kreativität darf freien Lauf gelassen werden.
Nach der Kreativitätssession werden die Ideen geclustert und vorgestellt. Die einzelnen Kleingruppen pitchen gegenseitig ihre Perfect Solution und versuchen sie dem ganzen Team zu verkaufen. Die jeweils anderen Gruppen sind aufgefordert, Fragen zu der vorgestellten Lösung zu stellen und Feedback zu geben.
In einer zweiten Kreativitätssession geht es dann weiter mit „Intergalactic Thinking“. Bei dieser Übung ist der Zeitdruck wichtig, um die Kreativität zu fördern. Die Teammitglieder sollen nicht tiefgründig nachdenken, sondern spontan reagieren bzw. antworten.
Hierzu stellen wir dem Team zunächst eine Frage, die nichts mit dem Thema bzw. der angestrebten Innovation zu tun hat – zum Beispiel:
In Hinblick auf die Fragestellung kann man natürlich kreativ sein. Wichtig zu beachten ist, dass man an dem Ort etwas findet oder irgendetwas tut und dass alle Workshop-Teilnehmer:innen die genannten Personen auch kennen.
Wir hatten zum Beispiel einmal einen Innovationsworkshop in Asien, wo Teilnehmer gefragt haben, wer dieser Mr. Presley sei und warum wir in seine Garage schauen. Wir informieren uns im Vorfeld eines Innovationsworkshops daher inzwischen immer, welche Personen gut passen, damit es zu keinen Verwirrungen kommt.
Das Team listet dann 10 Dinge auf, die zum Beispiel Steve Jobs in Elvis Presleys Garage findet. Im Anschluss daran wird wieder der Bezug zum Thema hergestellt: Für jedes der 10 Dinge werden jeweils 10 Eigenschaften gesucht, die für das angestrebte Produkt/Service relevant sein könnten.
Eine einzelne Eigenschaft ist noch nicht besonders kreativ, aber wenn man für 10 Dinge jeweils 10 Eigenschaften auflistet, die auf das Produkt oder Service passen, dann hat man schließlich in Summe 100 Ideen, zu neuen Produkten oder Services.
In einem nächsten Schritt werden aus den 100 Ideen sinnvolle Ideen ausgewählt, geclustert, daraus eine Lösung erarbeitet und das Konzept vorgestellt. Ein Beispiel: Steve Jobs findet in der Garage einen Cadillac. Der Cadillac ist schnell und hat ein gutes Design. Die Eigenschaft „schnell“ kann für das Service z.B. bedeuten, dass auf Anfragen besonders schnell geantwortet werden muss.
Als alternative Methode bzw. zusätzliche Methode bei einem 2-Tages-Innovationsworkshop setzen wir auch oft die Kopfstandmethode ein. Die Teammitglieder entwickeln hier zunächst ein Service oder ein Produkt, welches kein:e Kund:in nutzen oder kaufen würde, zum Beispiel:
Im Anschluss daran wird das Ganze auf den Kopf gestellt, indem die einzelnen negativen Eigenschaften positiv umgewandelt werden. Aus einer unübersichtlichen, hässlichen Benutzer:innenoberfläche wird dann z. B. eine gut strukturierte Serviceseite mit übersichtlicher Navigation und ansprechendem Design.
Nachdem nun in den Übungen schon einige Konzepte und Ideen gesammelt wurden, folgt im nächsten Schritt eine Investment-Session. Dazu stellen wir jedem Teammitglied 500 Dollar einer fiktiven Währung zur Verfügung, die dieses Unternehmen einführen möchte (z.B. Zeiss-Dollar, VW-Dollar). Jedes Teammitglied investiert dann in jenes Konzept, welches es am vielversprechendsten hält. Auf diese Weise erhält man ein erstes Ranking.
Zusätzlich erfolgt eine Ideenbewertung nach folgenden Kriterien:
In der Schlussphase des Innovationsworkshops wird das Team wieder in drei Gruppen aufgeteilt, um finale Konzepte für Quick Wins, Most Promising und Futuristic auszuarbeiten. Als Ergebnis soll in jeder Kategorie mindestens ein Konzept präsentiert werden, welches folgende Fragen beantwortet:
Nachdem die Konzepte gepicht wurden, werden sie unter Berücksichtigung des Feedbacks der anderen Teammitglieder noch einmal optimiert.
Den Teilnehmer:innen des Innovationsworkshops muss von Beginn an klar sein, innerhalb welcher Rahmenbedingungen Lösungen entwickelt werden sollen. In mehreren Schleifen werden dann in Übungen Ideen generiert, Konzepte erarbeitet und bewertet. Am Ende des Tages gehen die Teilnehmer:innen mit mindestens einem Quick Win, Most Promising und Futuristic Konzept sowie ersten Schritten zur Umsetzung nach Hause.
Bildquelle Titelbild https://pixabay.com/de/photos/konferenz-workshop-iphone-3677032/