Das Management von Innovationen stellt hohe Ansprüche. Die Herausforderungen gründen auf den Eigenheiten, die Innovationen mit sich bringen:
All diese Eigenschaften und Faktoren machen Innovation zu einem herausfordernden und von Komplexität geprägten Vorhaben, das dafür taugliche Prozesse und Methoden beansprucht.
Ein Innovationsprozess ist absolut unverzichtbar, damit beispielsweise Fehler und unnötige Schleifen aufgrund fehlender oder falscher Informationen ausgeschlossen werden und dass Effizienz und Produktivität gewährleistet werden. Doch es erfordert ein Prozessmodell, das diesen Anforderungen der Innovation gewachsen ist.
Im Innovationsmanagement hat sich der berühmte Stage-Gate®-Prozess von Robert Cooper etabliert. Er teilt ein Innovationsvorhaben in einzelne Abschnitte (Stages), die in Bezug auf die Inhalte und Anforderungen sehr ähnlich sind. Dazwischen befinden sich sogenannte Tore (Gates), auch als Meilensteine, wo über das weitere Vorgehen entschieden wird. An diesen Gates werden auf Basis definierten Kriterien und Deliverables die Entscheidungen getroffen, ob das Projekt weitergeführt wird oder nicht. Ist der Beschluss positiv, werden für den nächsten Stage die Rahmenbedingungen, Ziele und damit Deliverables festgelegt.
Eine Stärke von Stage-Gate® liegt in der hohen Aufmerksamkeit an den Entscheidungs-Gates, wo der Fokus gezielt auf die Qualität und Ziele gelegt wird. Außerdem können durch dieses Prozesskonzept keine notwendigen Prozessschritte übersprungen werden.
Stage-Gate® ist der Kritik ausgesetzt, dass er zu linear ist. Lineare Prozessmodelle, wo ein Durchlauf oder Projekt vom Anfang bis Ende geplant und durchgezogen wird, haben für die Innovation Grenzen.
Unter diesen Gesichtspunkten kann ein lineares Vorgehen für die Entwicklung einer Innovation vor allem in der kreativen Phase sogar kontraproduktiv sein.
Jedes Innovationsprojekt braucht eine Grobplanung. Auch wenn man mit der Zukunft hantiert und dies seine Grenzen hat, ist trotzdem eine Grobplanung erforderlich, an der man sich orientieren kann. Diese Grobplanung kann auf Basis der typischen Phasen
sein. Diese Phasen können mit dem Konzept von Stage-Gate® gesteuert werden. Bei Bedarf und Sinnhaftigkeit können die Stages noch in Sub-Stages aufgeteilt werden. Die Gates dazwischen sind damit die Meilensteine.
Die kreativen, weniger planbaren Phasen im Innovationsprozess wie vor allem die Konzeptentwicklung und Prototypenentwicklung, wo Lösungen entwickelt und getestet werden, erfordern ein agiles und iteratives Vorgehen. Genau hier liegt die Herausforderung im Innovationsprozess.
Die planbaren Phasen wie die Umsetzung in der Produktion und die Vermarktung können linear gesteuert werden. Sie sind weniger von Ungewissheit geprägt. Die Ergebnisse und der Weg dorthin sind größtenteils bekannt und somit sind sie planbar.
Prozessmethoden zur Schaffung von Innovation dürfen nicht einschränken. Sie müssen Flexibilität zulassen, Kreativität fördern und schnelle Entscheidungen ermöglichen.
Scrum, Design Thinking und Lean-Startup sind aktuell in aller Munde und haben sich auch bewährt. Sie sind agile Vorgehensmodelle, die für Innovationsvorhaben sehr brauchbar sind. Dabei ist Scrum eine Projektmanagement-Methode. Design Thinking und Lean-Startup sind Werkzeuge zur Entwicklung von Innovationen, auf die hier näher eingegangen wird.
Design Thinking und Lean Startup arbeiten nach dem Trial-and-Error Prinzip. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die intensive Einbindung der Nutzer:innen und Kund:innen. Einerseits werden als Basis möglichst viele Informationen über den Nutzer und seine Anforderungen gesammelt und analysiert und andererseits werden sie intensiv in den Entwicklungsprozess eingebunden, indem mit ihnen Prototypen getestet und analysiert werden.
Das Prozessprinzip ist iterativ, das heißt es läuft in Schleifen mit folgenden Inhalten ab:
Diese Aktivitäten wiederholen sich, bis ein fertiger, überprüfter Prototyp da steht. Bei jedem Schritt wird der Prototyp immer detaillierter, am Anfang kann er nur aus Papier und Knete bestehen.
Design Thinking und Lean Startup sind hier vom Prinzip sehr ähnlich, sie unterscheiden sich vor allem im Aufbau der Phasen.
Hat der Stage-Gate®-Prozess ausgedient? Die Antwort auf die Frage ist Nein, aber … Stage-Gate® ist optimal für die Grobplanung, dort sollte es auch Anwendung finden. Doch durch seine Linearität hat das Modell seine Grenzen.
Innerhalb der Stages erfordert es ein Prozessmodell entsprechend den Anforderungen. Dabei sind die Phasen der Umsetzung und Vermarktung eher linear. Die Herausforderung liegt vor allem in den kreativen Phasen wie der Entwicklung der Lösung. Sie erfordern ein iteratives und agiles Vorgehen wie bei Design Thinking oder Lean Startup. Genau in diese Richtung geht auch die Weiterentwicklung von Stage-Gate® durch seinen Erfinder zu einem hybriden Modell aus Stage-Gate und agilen Methoden.